Servus Leute,<\/p>\n
leider gibt es in der Natur auch einige Gefahren auf die man sich – soweit m\u00f6glich – vorbereiten sollte. Diesem Themenschwerpunkt will ich meinen heutigen Beitrag widmen.<\/p>\n
Die Zecke ist wohl das gef\u00e4hrlichste Wildtier, welches wir noch in unseren W\u00e4ldern haben. B\u00e4ren gibt es nicht, oder werden als „Problemb\u00e4ren“ schnell erlegt, W\u00f6lfe kommen zwar wieder, sind aber noch nicht sehr zahlreich und (derzeit noch?) sehr scheu, Wildkatze und Luchs genauso selten.<\/p>\n
Zecken sind deutschlandweit verbreitet, aber \u00fcbertragen\u00a0vor allem in S\u00fcddeutschland die beiden Haupterkrankungen FSME und Borreliose (bei FSME deutlicher ausgepr\u00e4gt). Allerdings nehmen die F\u00e4lle von Erkrankungen auch in Mittel- und Norddeutschland zu, ein Zusammenhang mit der Klimaerw\u00e4rmung wird vermutet.<\/p>\n
Zecken sind eine Ordnung der Milben und geh\u00f6ren zu den Spinnentieren (daher auch acht Beine und nicht sechs, wie bei Insekten). Sie alle sind blutsaugende Parasiten, die sich an verschiedene Wirbeltiere h\u00e4ngen, durch die Haut\u00a0bei\u00dfen (der Fachmann spricht allerdings vom „Stich“)\u00a0und von deren Blut ern\u00e4hren. Das Problem sind eigentlich gar nicht die Zecken selbst, sondern die Krankheiten, die sie \u00fcbertragen.\u00a0Die Schildzecke\u00a0„Gemeiner Holzbock“ (Ixodes ricinus<\/i>) ist dabei die deutsche Zeckenart, die am h\u00e4ufigsten Menschen bef\u00e4llt.<\/p>\n
Durstig sind vor allem die Weibchen, deren K\u00f6rper w\u00e4hrend des Saugvorgangs – je nach Art – auf das bis zu zwanzigfache des urspr\u00fcnglichen Volumens anschwellen kann (weibl. Schildzecken).<\/p>\n
Bei Biss (oder Stich) gibt die Zecke Speichel ab, der eine Mischung zahlreicher Proteine enth\u00e4lt, die einerseits die Blutgerinnung unterbinden und au\u00dferdem Schmerzreize und Entz\u00fcndungsreaktionen unterbinden. Leider kann der abgegebene Speichel\u00a0Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger enthalten, was den Stich so gef\u00e4hrlich macht.<\/p>\n
Unter den Zeckenarten gibt es prinzipiell zwei Strategien der Wirtsfindung:<\/p>\n
Zur Wirtsfindung dienen ihnen verschiedene chemische Sinne, vor allem Kohlendioxid-Sensoren, die in einem speziellen Organ am letzten Beinglied (Haller-Organ) sitzen.<\/p>\n
Unter den durch Zecken \u00fcbertragenen Krankheiten sind vor allem Borreliose<\/strong> und FSME<\/strong> zu beachten, es gibt aber auch noch die weniger bekannten und selteneren Erkrankungen wie\u00a0Babesiose, Ehrlichiose, Rickettsiosen oder Neoehrlichiose. Daher ist ein Zeckenstich nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.<\/p>\n Borreliose<\/strong>, genauer Lyme-Borreliose, ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Gattung Borrelia<\/em>\u00a0(umgangsprachlich „Borrelien“) ausgel\u00f6st wird. Die Erkrankung hat vielf\u00e4ltige Auswirkungen im Menschen und kann alle Organe und Gewebe, insbesondere Haut, Gelenke und Nervengewebe, befallen.<\/p>\n Die Bezeichnung Lyme-Borreliose<\/i> setzt sich zusammen aus dem Namen des amerikanischen Ortes Lyme, in dem das Krankheitsbild 1975 nach geh\u00e4uftem Auftreten von Gelenksentz\u00fcndungen in Verbindung mit Zeckenstichen erstmals beschrieben wurde,\u00a0<\/span>und aus der Bezeichnung der Erregerfamilie, die nach dem franz\u00f6sischen Bakteriologen Am\u00e9d\u00e9e Borrel benannt ist.<\/p>\n Trotz vielf\u00e4ltiger Forschung sind einige Antworten\u00a0zum Thema \u00dcbertragung, Infektionsrisiko und Durchseuchung noch l\u00fcckenhaft.<\/p>\n Es gibt jedenfalls ein Nord-S\u00fcd-Gef\u00e4lle der Borreliose-Erkrankungen (siehe Karte<\/a>) welches aber nicht so deutlich\u00a0ausgepr\u00e4gt ist wie bei FSME, dazu sp\u00e4ter mehr. Laut Robert-Koch-Institut<\/a>\u00a0sind etwa 6\u201335\u00a0% der Zecken in Deutschland von Borrelien befallen. Nach einem Zeckenstich kommt es in 1,5\u20136\u00a0% der F\u00e4lle zu einer Infektion. In 0,3\u20131,4\u00a0% der F\u00e4lle kommt es zu einer Erkrankung.<\/p>\n Da es keine bundesweit einheitliche \u00dcberwachung der Erkrankung gibt, sind nur grobe Werte zur\u00a0Inzidenz (also Zahl der Erkrankungen bezogen auf die Gesamtbev\u00f6lkerung) vorhanden. Au\u00dferdem ist die Einsch\u00e4tzung ob eine Infektion wirklich vorliegt nicht einfach. In S\u00fcddeutschland geht man von ca. 111 – 260 F\u00e4llen pro 100.000 Einwohner aus, in \u00d6sterreich zwischen 135\u00a0und 300\u00a0pro 100.000 Einwohner und\u00a0in der\u00a0Schweiz zwischen 25\u00a0und 131.<\/span><\/p>\n Die Symptome der Erkrankung\u00a0werden in drei Stadien beschrieben:<\/p>\n Bei einer Erkrankung im ersten Stadium wird mit gutem Erfolg mit einer Antibiotike-Langzeittherapie behandelt. Das Problem ist allerdings in der fr\u00fche Phase eine richtige Diagnose, da die bekannte Wanderr\u00f6te nur in ca. 10% der F\u00e4lle auftritt und die anderen grippe\u00e4hnlichen Symptome und Gelenkschmerzen nicht immer sofort mit einer Borreliose in Verbindung gebracht werden.\u00a0Eine\u00a0prophylaktischen Behandlung mit Antibiotika wird kontrovers diskutiert, da die Nebenwirkungen einer unbegr\u00fcndeten Behandlung gegen die\u00a0Folgen einer unbehandelten Borreliose\u00a0abgewogen werden m\u00fcssen.<\/p>\n Erfolgt die Diagnose erst sp\u00e4ter, m\u00fcssen neben der Bek\u00e4mpfung der Bakterien auch die Sch\u00e4digungen der Organe und Gewebe behandelt werden, was ein interdisziplin\u00e4res Vorgehen verschiedener \u00c4rzte erfordert. Eine Borreliose kann bei ung\u00fcnstigem Krankheitsverlauf zu einem\u00a0jahrelangen chronischen Leiden f\u00fchren, im Extremfall bis hin zur Erwerbsunf\u00e4higkeit.<\/p>\n Ein pr\u00e4ventiver Impfstoff existiert f\u00fcr den Menschen (noch) nicht. Hunde kann man impfen lassen, wenngleich die Wirksamkeit umstritten ist.<\/p>\n Wer tiefer in die Materie einsteigen will, der sollte den zugeh\u00f6rigen Wikipedia-Artikel<\/a> lesen, ich will mich hier vor allem auf praktische Tipps f\u00fcr den Wanderer beschr\u00e4nken (weiter unten).<\/p>\n FSME<\/strong>\u00a0seht f\u00fcr „Fr\u00fchsommer-Meningoenzephalitis“ und ist eine virale Erkrankung ausgel\u00f6st durch das FSME-Virus. Sie kann\u00a0mit grippe\u00e4hnlichen Symptomen, Fieber und bei einem Teil der Patienten mit einer Meningoenzephalitis, der Entz\u00fcndung von Gehirn und Hirnh\u00e4uten, verlaufen. Bei einem Gro\u00dfteil der Patienten treten bei einer Infektion jedoch keine Krankheitsanzeichen auf.<\/p>\n In Risikogebieten liegt der Anteil der FSME-infizierten Zecken bei etwa 0,1\u00a0% bis 5\u00a0%. In ganz Deutschland liegt die Inzidenz, also die Zahl der eindeutig nachgewiesenen Erkrankungen zwischen\u00a0196\u00a0pro 100.000 (in 2012) und 546 pro 100.000 (in 2006).\u00a0Aufgrund der grippe\u00e4hnlichen, oft unspezifischen Symptomatik ist eine hohe Dunkelziffer von Erkrankungen m\u00f6glich.<\/p>\n Die Risikogebiete kann man gut in dieser Karte<\/a> absch\u00e4tzen.<\/p>\n Es gibt einen Impfstoff gegen FSME, der einen pr\u00e4ventiven Schutz erlaubt.<\/p>\n In den meisten F\u00e4llen verl\u00e4uft eine FSME-Erkrankung harmlos, nimmt die Erkrankung allerdings einen schweren Verlauf mit einer Meningoenzephalitis, also einer Gehirnentz\u00fcndung unter Beteiligung einer Gehirnhautentz\u00fcndung, und oder Myelitis, also einer Entz\u00fcndung des R\u00fcckenmarks und des Knochenmarks, kann es zu bleibenden Sch\u00e4den mit L\u00e4hmungen, Paresen bis hin zum Tod kommen.<\/p>\n Das Problem bei der FSME-Erkrankung ist,\u00a0dass\u00a0keine M\u00f6glichkeiten der urs\u00e4chlichen (kausalen) Therapie bestehen. Dies liegt daran, dass spezifische antivirale Medikamente\u00a0nicht existieren. Ist die Krankheit einmal ausgebrochen, ist nur eine symptomatische, auf die Linderung einzelner Symptome konzentrierte Therapie m\u00f6glich.<\/p>\n Wer mehr Details lesen will, den m\u00f6chte ich wiederum auf die zugeh\u00f6rige Wikipedia-Seite <\/a>verweisen.<\/p>\n Panikmache oder echtes Risiko?<\/strong><\/span><\/p>\n Je nachdem welches Forum oder welchen YouTube-Kanal man sich zu diesem Thema anschaut reicht die Einsch\u00e4tzung der Zeckengefahr von „\u00fcbertriebene Panikmache“ bis hin zu „ernstes Problem“.<\/p>\n Es stimmt, dass die Gefahr einer Borreliose oder FSME-Infektion mit ernstem Verlauf sehr gering ist.<\/p>\n Wenn man die obigen Zahlen in Relation setzt, so ist die Chance z.B. bei einem Zeckenstich an der\u00a0schweren Form von FSME<\/strong> zu erkranken (dies ist meine Absch\u00e4tzung anhand der \u00f6ffentlich zug\u00e4nglichen Daten und erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit):<\/p>\n (0,1%-5% – Chance, dass die Zecke FSME-Erreger tr\u00e4gt) * (5% ???Chance einer Infektion???*) * (10% Chance eines symptomatischen FSME-Verlaufs) * (70% f\u00fcr einen zweiten Fieberschub) * (50% f\u00fcr einen schweren Verlauf) = 0,00000175% bis 0,0000875%.<\/p>\n (*Da ich keine Quelle gefunden habe, wie oft eine FSME-infizierte Zecke auch FSME-Viren in das Blut des Wirtes \u00fcbertr\u00e4gt, habe ich hier die \u00dcbertragungsrate von Borreliose angenommen. Sehr wahrscheinlich ist die echte\u00a0Chance noch deutlich geringer).<\/p>\n Oder anders ausgedr\u00fcckt, die Wahrscheinlichkeit nach einem Zeckenstich einen schweren Verlauf der FSME zu bekommen liegt grob gerechnet irgendwo zwischen 1:60.000.000 <\/strong>und 1:1.000.000<\/strong>.<\/p>\n Bei Borreliose<\/strong> berechne ich pers\u00f6nlich \u00fcbrigens pro Zecke und Stich eine Wahrscheinlichkeit von ca. 1: 37.000.000<\/strong> bis\u00a01:350.000<\/strong>.<\/p>\n Die Wahrscheinlichkeit an schwerer Form von FSME oder Borreliose zu erkranken ist also sehr gering.<\/p>\n Allerdings gibt es hierbei\u00a0zwei Einschr\u00e4nkungen<\/strong> zu beachten:<\/p>\n Was tun? Pr\u00e4ventionsma\u00dfnahmen…<\/strong><\/span><\/p>\n Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis<\/i>) parasitiert vor allem im Rotfuchs. Als\u00a0Zwischenwirt dienen kleine S\u00e4ugetiere, vor allem W\u00fchlm\u00e4use und andere Nagetiere. Der Fuchsbandwurm ist der Ausl\u00f6ser der alveol\u00e4ren (bl\u00e4schenartigen) Echinokokkose, einer lebensgef\u00e4hrlichen Wurmerkrankung des Menschen.<\/p>\n Das Bl\u00f6de am Fuchsbandwurm ist die lange Inkubationszeit, so werden erste Symptome erst nach 5-15 Jahren sichtbar und zweitens der ziemlich unangenehme Krankheitsverlauf, der verschiedene Organe, insbesondere die Leber, angreift, im sp\u00e4teren Verlauf die Organe irreparabel besch\u00e4digt und sogar zum Tod f\u00fchren kann. Auch die Behandlung des Fuchsbandwurmes ist nicht sehr angenehm, da sie \u00e4hnlich wie eine Krebstherapie mit Chemotherapeutika, Operationen und palliativen Ma\u00dfnahmen durchgef\u00fchrt werden muss.<\/p>\n Das Gute ist, dass eine Erkrankung an Echinokokkose \u00e4u\u00dferst selten ist. Die Gesundheitsbeh\u00f6rden verzeichnen in Deutschland ca. 30 Neuerkrankungen pro Jahr.<\/p>\n Besonders gef\u00e4hrdet scheinen \u00fcbrigens Hunde- und Katzenbesitzer zu sein, deren Haustiere den Bandwurm im Wald – entweder durch direkten Kontakt mit Fuchskot oder durch Verzehr von Zwischenwirten – aufnehmen und dann an den Besitzer weitergeben.<\/p>\n Allerdings auch Waldfreunde aller Art, insbesondere jene, die viele Waldpflanzen und -fr\u00fcchte verspeisen, sollten sich in Acht nehmen. Es gibt zwar seit der Erfassung von Fuchsbandwurmerkrankungen ab 2001 keinen zur\u00fcckverfolgbaren Fall, bei dem\u00a0jemand sich nachweislich an gepfl\u00fcckten Beeren infiziert hat. Zumindest theoretisch spricht jedoch nichts dagegen, dass die Eier des Fuchsbandwurmes von z.B. einer Beere \u00fcber den Magen-Darm-Trakt in den Menschen gelangen k\u00f6nnen. Auch die Aufnahme \u00fcber Staub und die Atemluft kann bisher noch nicht ausgeschlossen werden.<\/p>\n Das Problem ist, dass\u00a0die wenigen Fallzahlen und die lange Inkubationszeit eine R\u00fcckverfolgung des exakten Infektionsweges schwierig machen.<\/p>\n\n
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Fuchsbandwurm<\/h4>\n